Nachhaltig reisen – geht das überhaupt? Natürlich wäre es besser, gar nicht in den Urlaub zu fahren: Denn wer reist, hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck. Ganz aufs Reisen zu verzichten, das dürfte allerdings für die wenigsten eine Alternative sein. Aber bewusster zu reisen, das geht. Urlaubreisen können für die Umwelt verträglicher sein, wenn wir mehr tun, als nur auf den täglichen Handtuchwechsel im Hotel zu verzichten.
Die fast in jedem Hotelbadezimmer angebrachten Hinweise dienen zwar dem Umweltschutz, haben aber eher die Funktion eines Feigenblatts: Das seltenere Handtuchwaschen hilft hauptsächlich dem Hotel – um die Reinigungskosten zu senken. Dass es auch nachhaltiger geht, zeigen inzwischen viele Reiseangebote von kleinen und großen Veranstaltern, die soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen:
Die Anreise erfolgt mit der Bahn, das Hotel legt Wert auf Müllvermeidung, das Duschwasser wird durch Sonnenkollektoren auf dem Dach erwärmt, und auf den Essenstisch kommen nur Bioprodukte aus der Region. So sieht die idealtypische Zusammenstellung für einen Urlaub aus, bei dem Reisende einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen.
Nachhaltigkeit wird für Urlauber immer wichtiger
“Ohne Tourismus gäbe es viele Umweltschutzprojekte, Nationalparks und Tierschutzinitiativen gar nicht, und die Biodiversität wäre noch mehr gefährdet als bereits jetzt”, sagte Rainer Stoll von Travel-to-Nature im Gespräch mit stern.de. “Nachhaltiger Tourismus, wenn er konsequent betrieben wird, kann dazu beitragen, Arten zu erhalten und soziale Initiativen zu unterstützen”, so Stoll.
Bei Angebot und Nachfrage spielt das Thema Nachhaltigkeit übrigens eine immer wichtigere Rolle. Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov vom September 2019 möchten fast zwei Drittel aller Befragten umweltfreundlich reisen. Allerdings überlagert der Wunsch nach preiswerten Verkehrsmitteln und einer schnellen Verbindung derzeit nach wie vor das “ökologische Gewissen”.
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Quelle: Stern