Gewundene Gässchen, Fachwerkhäuser oder unzählige Straßen mit Kopfsteinpflaster werden Besucher:innen von Mannheim vergeblich suchen. Die süddeutsche Stadt hat den Ruf einer der hässlichsten Städte Deutschlands zu sein. Doch die Quadtratestadt mit ihren schlichten Fassaden hat mehr zu bieten, als viele ihr auf den ersten Blick zutrauen. In diesem Jahr werden zahlreiche Besucher:innen die Bundesgartenschau in Mannheim besuchen – wir zeigen, warum es sich lohnt, die ganze Stadt zu erkunden.
Stadt vom Reißbrett
Wer durch die Innenstadt von Mannheim läuft, wird sich schnell über die fehlenden Straßennamen wundern. Statt Narzissenweg oder Schustergasse, finden Reisende Bezeichnungen wie Q6 oder A2. Der Grund dafür: Mannheim wurde auf dem Reißbrett entworfen.
Einzelne Quadrate bilden den Stadtkern – insgesamt 144 Quadrate erstrecken sich zwischen Schloss und Neckar, zwischen Wasserturm und Kurt-Schumacher-Brücke. Die schachbrettartige Ausrichtung der Stadt geht bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts zurück. Der damalige Kurfürst wollte eine Stadt errichten, die den Idealen der Renaissance entspricht und gute Voraussetzungen bietet.
In Mannheim bekannt: der Blumenpeter
Die baden-württembergische Universitätsstadt hat viele Facetten, die es zu entdecken gilt – ob urban, grün, modern oder historisch. Wer durch die Innenstadt schlendert, wird vielleicht auf die Skulptur eines kleinen Mannes stoßen. Dahinter steckt die Geschichte eines behinderten Menschen. Peter Schäfer war kleinwüchsig und wurde 1875 geboren. Er wird von den Mannheimer:innen Blumenpeter genannt.
Er wurde von seiner Familie schon als Kind zum Blumenverkauf in Gaststätten geschickt, um etwas für deren Lebensunterhalt dazuzuverdienen. Der geistig behinderte Mann wurde oft dem Gespött ausgesetzt. 1940 ist er in der Anstalt Wiesloch gestorben – es ist nicht klar, ob er durch die Nationalsozialisten euthanisiert wurde oder eines natürlichen Todes gestorben ist. Heute erinnert das Denkmal an die Geschichte von Peter Schäfer und wird jährlich der “Mannemer Bloomaul-Orde” als höchste bürgerschaftliche Auszeichnung der Stadt verliehen.
Wer der Stadt im Süden Deutschlands eine Chance gibt, kann viel über ihre Vergangenheit erfahren, den Puls der Stadt entdecken und die vielfältige Kultur genießen. Ob der Hafen mit seiner Industriekultur, Szeneviertel für Kreative oder das bekannte Barockschloss. In unserer Bildergalerie finden Sie Inspiration für einen Besuch in Mannheim.
Quelle: Stern