„Wir sind die Größten unter den kleinen Schokoladenproduzenten“, sagt Daniel Bloch beim Rundgang, „zwischen uns und Lindt ist nur ein Sprüngli“. Damit spielt der Inhaber, der den Familienbetrieb von Chocolats Camille Bloch mit Sitz im Berner Jura in der dritten Generation weiter, auf die so unterschiedlichen Unternehmen an, die in der Schweiz Schokolade herstellen.
Das Namenspaar Lindt & Sprüngli kennt fast jeder: Deren Goldhasen stehen regelmäßig zur Osterzeit in den Supermarktregalen. Oder die dreieckige Toblerone, die auf fast jedem Flughafen der Erde im Duty-free-Shop zu finden ist. Im Ausland sind dagegen Schoggi-Namen wie Halba, Favarger, Felchlin oder Taucherli weniger ein Begriff.
Doch große wie kleine Hersteller haben in den letzten Jahren, da Betriebsbesichtigungen aus lebensmittelrechtlichen Gründen nicht möglich sind, neben ihren Fabrikverkaufsläden auch umfangreiche Ausstellungen über den Prozess der Schokoladengewinnung und -herstellung ins Leben gerufen. Diese sind längst zu festen Größen auf der touristischen Schweizkarte avanciert. Mehr noch: Einige haben Ateliers eröffnet, bei denen die Besucher nach Voranmeldung in Kleingruppen ihre eigenen Tafeln und Trüffeln herstellen können.
1,5 Tonnen fließende Schokolade
Am dicksten trägt Markführer Lindt & Sprüngli im Zürcher Vorort Kilchberg auf. In dem von einer Stiftung betriebenen Lindt Home of Chocolate kann sterben bis zu 2000 feiernde am Tag im Foyer zunächst einen überdimensionalen Schokobrunnen mit darüber schwebendem Schwingbesen blättern. Durch diese Superlativ-Konstruktion werden unaufhörlich 1,5 Tonnen flüssige Schokolade gepumpt.
Für das Ausstellungskonzept vom Kakaoanbau über die Geschichte, eine Schauproduktion bis hin zum Innovation Lab ist das Stuttgarter Atelier Brückner verantwortlich, das hat auch das neue Museum of the Future in Dubai ausgestaltet.
Die dunklen Seiten der Schokolade
Weniger ist im House of Chocolate über transparente Lieferketten zu erfahren und über den Verlust der Biodiversität und Abholzung von Regenwald in den Anbaugebieten durch die Monokultur der Kakaoplantagen. Lindt verzichtet nach eigenen Angaben erst seit 2022 auf den Bezug von Kakaobohnen, die mithilfe von Kinderarbeit gewonnen werden.
Da ist Daniel Bloch mit seinem Rückverfolgungsprogramm der Zutaten schon einen Schritt weiter. Statt auf Zwischenhändler oder Kooperativen setzt er auf ein Netz von 600 Kleinbauern in Ghana und Peru, hat in Georgien 650 Hektar Land erworben, um dort Haselnüsse anzubauen. „Was wir selber machen, können wir auch kontrollieren“, sagt Daniel Bloch.
Übrigens liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz nach neusten Zahlen des Verbandes Chocosuisse bei 11,3 Kilogramm im Jahr. Erst an zweiter Stelle rangiert Deutschland mit einem Konsum von 9,6 Kilogramm an Schokoladeprodukten – macht mehr als 90 Tafeln pro Person.
Quellen: https://camillebloch.ch , www.lindt-home-of-chocolate.com, www.chocosuisse.ch
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Quelle: Stern