Berlin ist auch Deutschlands Hauptstadt der morbiden Schönheit. Abseits der Touristenmeilen Hackescher Markt, Alexanderplatz und Kurfürstendamm existieren Orte, zu denen sich kein Tourist verirrt.
Das verlassene Badeparadies Blub im Süden des Bezirks Neukölln, der längst aufgegebene Lokschuppen in Pankow und das Futtermittelwerk Rüdersdorf vor den Toren der Stadt in Brandenburg haben eines gemeinsam: Es handelt sich um vergessene Orte, die seit Jahren, wenn nicht Jahrhunderte, dem Verfall Preis gegeben sind.
Diese Geisterstätten hat Arno Specht aufgesucht, ist durch die leeren Hallen, durch dunkle Räume und über rostige Treppen gestiegen, auch wenn Schilder vor dem Betreten gewarnt haben. “Meist war es der historische Umbruch der Jahre 1989/90, der den Gebäuden ihre Bedeutung nahm”, schreibt er im Vorwort seines Buches mit dem Titel “Geisterstätten“, das im Jaron Verlag erschienen ist.
Stille Oasen einer wachsenden Metropole
Das Werk ist längst zum Klassiker des inzwischen erschienenen Genres der „Lost Places“-Literatur avanciert. In der Neuausgabe seines Buches, das sich nur auf Berlin und die unmittelbare Umgebung beschränkt, versammelt Specht 14 verwaiste Orte.
Darunter auch den US-Horchposten auf dem Teufelsberg, das Ballhaus Riviera in Grünau und die Militärflugplätze in Jüterborg und Sperenberg, die bis Mitte der 1990er Jahre genutzt wurden. Damals starteten die letzten Transportflugzeuge mit russischen Truppenverbänden.
In seinem Buch verzichtet Specht bewusst auf präzise Ortangaben. “Denn zum einen ist der Besuch vieler der vergessenen Orte nicht ungefährlich – Jahrzehnte des Verfalls machen ein Gebäude nicht stabiler. Und zum anderen leben diese Orte auch von der Ruhe und Einsamkeit”, schreibt er. “Sie sind stille Oasen in einer wachsenden Metropole, die vermutlich schon bald keinen Platz mehr für sie haben werden.”
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Quelle: Stern