Nach dem Kentern der “Jumbo Kingdom” wurden in Hongkong Spekulationen laut: War der Unfall des größten Restaurantschiffs der Welt absichtlich herbeigeführt worden, um eine Versicherungssumme einzustreichen? Dagegen wehrt sich der Betreiber: Von dem Unglück werde man nicht profitieren.
Eine Woche nach dem Kentern der “Jumbo Kingdom”, dem größten Restaurantschiff der Welt, sind weiterhin viele Fragen unbeantwortet. Wo das Schiff liegt, ob es inzwischen untergegangen ist oder warum es keine Fotos vom Unglücksort gibt – die Betreiber der “Jumbo Kingdom” geben darüber Informationen. Das nährte in Hongkong und den Medien der chinesischen Sonderverwaltungszone sterben Gerüchte, dass mit dem Unglück auch ein Versicherungsbetrug begangen werden könnte. (Mehr dazu lesen Sie hier)
Dem stellen sich aber die Betreiber nun entgegen. Das Schiff habe eine Transportversicherung zum Schutz und Entschädigung Dritter, heißt es in einer Pressemitteilung, die auch dem Stern vorhanden. “Diese Versicherung deckt die Schäden Dritter, nicht die der Firma”, heißt es in dem Schreiben der Aberdeen Restaurant Enterprises, das von einer beauftragten PR-Agentur verschickt wurde. Demnach werden nur von der “Jumbo Kingdom” verursachte Schäden an anderen Schiffen oder Objekten verursacht, jedoch keine Schäden am Restaurantschiff. Die Aberdeen Restaurant Enterprises erhält somit keine Auszahlung von der eigenen Versicherung.
Die 2300 Besucher umfassende “Jumbo Kingdom” lag von 1976 bis Mitte Juni im Hafen des Hongkonger Stadtteils Aberdeen. Ende Mai hatten die Betreiber angekündigt, dass das Schiff an einen zunächst unbekannten Ort gebracht werden soll. In ihrer Pressemitteilung verweist die Aberdeen Restaurant Enterprises bei der Entscheidung dazu auch auf die hohen Kosten. Seit 2013 habe das Schiff über zwölf Millionen Euro Verlust gemacht, mit Beginn der Corona-Pandemie wurde es im März 2020 geschlossen und generierte gar keine Einnahmen mehr. In ihrer Mitteilung weisen die Betreiber auf die Vorwürfe von sich hin, dass die „Jumbo Kingdom“ nicht tauglich für den Transport gewesen seien. “Die Firma hat internationale Schiffsingenieure engagiert, um das Schiff zu inspizieren und hat eine Erlaubnis der Behörden bekommen, bevor das Schiff Hongkong verlassen hat.”
“Jumbo Kingdom”: Gekentert oder doch untergegangen?
Auch gegen den Vorwurf, dass der Fall zu spät an das zuständige Marineamt gemeldet wurde, wehren sich die Betreiber. Das Marineamt hatte nach eigenen Informationen durch die Medienberichte vom Unglück im Südchinesischen Meer erfahren. Laut den Vorgaben Hongkongs muss ein Unglück, in das ein Hongkong registriertes Schiff involviert ist, binnen 24 Stunden gemeldet werden. Mit Einem Statement am Montag sei man dieser Verpflichtung nachgekommen und habe am Donnerstag einen ausführlichen Bericht eingereicht.
Dies bestätigte auch das Marineamt am Donnerstag und erklärte nebenbei, dass die “Jumbo Kingdom” noch gar nicht gesunken sei. Das bekräftigen die Betreiber auch in ihrer Mitteilung vom Sonntag. “Als das Schiff die Paracel-Inseln passierte, drang Wasser in das Schiff ein und es begann sich zu neigen.” Zwar habe ein Schlepper noch versucht, das Boot zu retten, es sei aber dennoch gekenert. Mit ihrer ersten Mitteilung am 20. Juni hatte der Betreiber für viel Verwirrung gesorgt. Zwar erklärte man dort auch, dass die “Jumbo Kingdom” gekontert sei, allerdings auch, dass die Wassertiefe an dem Unglücksort 1000 Meter betrage und eine Bergung erschwere. Internationale Medien hatten daraufhin den Untergang des Schiffs erwartet, erst am Donnerstag klärte die beauftragte PR-Agentur nach der Mitteilung des Hafenamtes darüber auf, dass die “Jumbo Kingdom” nicht gesunken sei. Demnach befindet sich auch aktuell noch der Schlepper in der Nähe des Unglücksortes, um “die Sicherheit der Wasserstraße zu gewährleisten”.
Quelle: Stern