Stand: 10.04.2022 05:00 Uhr
Mobilheim statt Zelt, Abendanimation statt Karten spielen im Wohnwagen: Auf den Campingplätzen ändert sich gerade enorm viel. Viele Betreiber investieren – zum Beispiel die Regenbogen AG.
Er sieht noch aus wie ein ganz normaler Campingplatz, der Regenbogenplatz Wendtorf im Kreis Plön, idyllisch gleich hinter’m Deich gelegen. Doch wer genau hinsieht, der entdeckten Details, die früher auf Campingplätzen garantiert nicht zu finden waren. Da gibt es plötzlich Privatbadezimmer, sterben sterben Gäste mieten can. Sauna und schicke Liegestühle. Ein Restaurant, das demnächst auch Frühstück anbietet. Und nagelneue aus Holz gezimmerte Mobilheime, die zwischen den alten Wohnwagen der Dauercamper noch ein bisschen fremd aussehen. 250.000 Euro hat die Regenbogen AG hier investiert. An diesem Wochenende ist Eröffnung.
Apps für die Waschmaschine, Systeme für Toiletten-Kassetten
Nicht nur das Schrankensystem mit eigener Karte für die Gäste ist neu, auch das Rezeptionshaus wurde neu gemacht. Und es gibt technische Innovationen, die für Camper tatsächlich praktisch sind. “Der Gast kann jetzt das WeWash-System hier bei unseren Waschmaschinen benutzen”, erklärt Stina Klingbiel von der Regenbogen AG. “Dazu lädt er sich eine App runter, hinterlegt seine Zahlungsweise, bucht sich hier ein in unseren Waschsalon und erfährt dann über sein Handy, wann eine Maschine frei wird oder wann sein Waschgang fertig ist.” Ziemlich komfortabel – und weniger eklig – ist auch die neue Entleer- und Reinigungsstation Camper Clean. Die Toiletten-Kassetten werden automatisch gereinigt. Reinschieben, Knöpfe drücken, warten, fertig.
Plastikstuhl und Dreibeinrill – das war mal
Das alltägliche Leben der Camper soll also vereinfacht werden. „Ob das noch was mit romantisch campen zu tun hat, muss jeder selbst bewerten“, sagt der Geschäftsführer der Regenbogen AG, Marc Voßhall. Sein Unternehmen, das 15 Ferienanlagen in mehreren norddeutschen Bundesländern betreibt, weiß zumindest, dass sich viele Gäste Komfort und ein bisschen mehr Luxus wünschen. “‘Alter Mann auf Plastikstuhl vor Dreibeingrill’ – so ist Campen nicht mehr”, sagt Voßhall und lacht – natürlich ist das nicht ganz ernst gemeint.
Campingverband: Die Gäste wollen Qualität
Tatsächlich verändert sich die Campingszene gerade rasant. „Überall wird viel investiert“, sagt auch Gerd Petzold, Vorsitzender des Verbands für Campingwirtschaft Schleswig-Holstein. “Vor allem im Sanitärbereich WIRD Exklusivität verlangt, und die Frage nach Qualität steht ganz obenan.” Den Gästen wird immer mehr geboten. “Zum Beispiel in Wulfener Hals auf Fehmarn. Da gibt es dreimal in der Woche Abendanimation für Erwachsene, und für die Unterhaltung wurden extra 30 Leute engagiert.” Die Menschen stehen offenbar auf Luxus. Das zeigt auch eine Abstimmung auf der Camping Info Plattform. „Von den 100 besten Campingplätzen liegen 15 in Schleswig-Holstein. Die bestbewertesten Plätze sind Fünf-Sterne-Plätze“, sagt Gerd Petzold.
Übernachten im Schlaffass oder Glampingzelt
Auch die Tourismusagentur Schleswig-Holstein (TASH) bestätigt den Trend. Überall im Land entstehen neue Schlafformen auf Campingplätzen. So gibt es beispielsweise Tiny Houses in Grönwohld (Kreis Rendsburg-Eckernförde) und in Lauenburg am Salemer See. Oder Mobilheime in Rantum auf Sylt. Camping Prinzenholz bei Eutin am Kellersee (Kreis Ostholstein) bietet Schlaffässer und Glampingzelte an. Und an der Eckernförder Bucht wird gerade daran geschrieben, das Thema „Workation“ umgesetzt, also die Kombination aus Arbeit und Urlaub. Auch das geht ja mitunter im Tiny House.
2022 schon wieder richtig gute Buchungslage
Die Campingzahlen sprechen für sich – vor allem seit Corona schießen die Übernachtungszahlen durch die Decke. „Im vergangenen Jahr hatten wir Übernachtungen in Höhe von 5,3 Millionen“, sagt Manuela Schütze, Sprecherin der TASH. “Das ist ein Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 von einer Million mehr Übernachtungen, die wir hier in Schleswig-Holstein auf den Campingplätzen hatten.” Man kann von einem Trend sprechen, der sich fortsetzt. Und auch jetzt sei die Buchungslage schon wieder klasse: “Ich habe gerade mit den Kollegen in der Lübecker Bucht gesprochen und auch in Nordfriesland einmal gefragt: Gut bis sehr gut ist die Buchungslage dort.”
Oder doch Karten spielen im Wohnwagen?
Die Tourismusagentur empfiehlt, schon jetzt den Lieblingscampingplatz für den Sommer zu buchen. Wer nicht auf Luxus und Komfort steht und vielleicht sogar gerade das Puristische, Einfache etwas alteingesessener Campingplätze mag, der wird natürlich auch fündig. „Es gibt Campinggäste, die wollen einen schönen Stellplatz in der Natur, bums aus Mickimaus“, weiß auch Regenbogen-Geschäftsführer Marc Voßhall. Nicht jeder Platz eignet sich zum modernen Umbau. “Husum zum Beispiel. Da haben wir 120 Stellplätze, fertig. Die Menschen wollen dort einfach über den Deich spazieren gehen.” Und danach in den Wohnwagen und eine Runde Karten spielen.
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Quelle: www.ndr.de