Am Montagmorgen wurde das Wrack der abgestürzten Twin Otter in Nepal gefunden. Die Maschine war bei schlechtem Wetter an einem Berghang zerschellt. Auch zwei Deutsche sollen unter den Opfern sein. Es ist nicht das erste schwere Unglück der Airline.
Inlandsflüge in Nepal gehören zu den großen Herausforderungen für Piloten. Die Pisten auf manchen Flughäfen wie in Lukla und Jomsom sind kurz, die Berge extrem hoch und das Wetter trügerisch. Oft versperren Wolken über mehrere Tage die Sicht und machen einen sicheren Flug unmöglich. Auch hapert es an der Wartung. Nicht ohne Grund stehen allein 18 nepalesische Fluggesellschaften auf der jüngsten Ausgabe der schwarzen Liste der EU, darunter auch Tara Air, eine Tochtergesellschaft von Yeti Airlines mit Sitz in der Hauptstadt Kathmandu.
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Bei den Propellermaschinen der dortigen Airlines handelt es sich meistens um sogenannte STOL-Flugzeuge, wobei die Abkürzung für „Short Take Off and Landing“ steht. Zur Flotte der Tara Air gehören auch Exemplare vom Typ DHC-6 Twin Otter und Dornier 228, die auch auf Flughäfen mit sehr kurzen Pisten operieren können und somit für Flugverbindungen in die unwegsamen Regionen des Himalaya-Staates sorgen.
Vom Flughafen Pokhara im Westen Nepals war am Sonntag eine Twin Otter der Tara Air in Richtung Jomsom gestartet. Die Fluggesellschaft fliegt die Strecke viermal täglich hin und zurück, alle Flüge werden in den Morgenstunden durchgeführt und dauern jeweils ungefähr 20 Minuten pro Richtung. Doch der erste Flug am Sonntag mit 19 Passagieren und drei Besatzungsmitgliedern kam nicht weit: Bereits kurz nach dem Start riss der Kontakt zur ausgebuchten Maschine mit der Registriernummer 9N-AET ab.
Gefährliche Flughäfen 13.40
Die Flugstrecke ins 2740 Meter hoch gelegene Jomsom auf der anderen Seite des Himalaya-Hauptkamms gehört zu den gefährlichsten des Landes. Sie führt über Pässe und teilweise durch das Kali Gandaki, einem Zufluss des Ganges, dem tiefsten Durchbruchstal der Welt, flankiert von zwei Achttausendern auf beiden Seiten: im Osten die 8091 Meter hohe Annapurna und im Westen der 8167 Meter hohe Dhaulagiri.
© Nicolas Economou
Bei Wanderern ist der mehrtägige Weg durch die Schlucht des Kali Gandaki eine beliebte Route. Doch viele, die den berühmten Annapurna-Trek oder nach Muktinath laufen, nutzen die Abkürzung mit dem Flugzeug. Das ist oft trügerisch und erfordert ein hohes Maß an zeitlicher Flexibilität. Aufgrund der Wetterverhältnisse can Tagelang die Maschinen in Jomsom weder starten noch landen. Die Crews sind daher einem Druck, dennoch einen Flugversuch zu unternehmen und damit ein erhöhtes Risiko einzugehen.
Verheerende Sicherheitsbilanz
Am Montagmorgen fanden Rettungskräfte das Wrack der 43 Jahre alten Maschine an einem Berghang in 4000 Metern Höhe statt. 21 Leichen wurden bisher geborgen. Unter den 19 Passagieren waren auch zwei Deutsche. Das Auswärtige Amt in Berlin sei mit den nepalesischen Behörden sowie den Angehörigen in engem Austausch.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Flugzeug von Tara Air in einem Unglück verwickelt ist. Nach Angaben des Jet Airliner Crash Data Evaluation Center in Hamburg verzeichnet die Fluggesellschaft seit 2009 vier Totalverluste und drei schwere Unfälle, bei denen es 67 Opfer gab.
Quellen: https://thehimalayantimes.com, www.avherald.com, https://twitter.com/jacdecnew
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Quelle: Stern