Deren Mission wäre allerdings empfindlich gestört gewesen, wenn die Verbündeten gegen Hitler eine Basis im fraglichen Gebiet gehabt hätten. Ein Flugzeugträger musste auch her, ein größerer. Nur kamen die Schiffswerften ohnehin kaum mit der Arbeit hinterher, Ressourcen wie Stahl waren knapp bemessen. Eis dagegen ließ sich in Hülle und Fülle herstellen. Warum bauen wir dann keinen Flugzeugträger aus dem gefrorenen Element, dachte sich Geoffrey Pyke.
Zur Pistole gegriffen
Pyke, seines Zeichens Tüftler und Journalist, hatte beste Beziehungen zu Lord Mountbatten, der 1942 zum Chef des übersichtlichen Combined Operations Headquarters avanciert war. Mit Mountbattens Rückendeckung wollte sich Pyke zunächst vor Grönland einen Eisberg “angeln”. Keine gute Idee, denn zwar sandte ein Eisberg 1912 die angeblich unsinkbare „Titanic“ auf den Grund des Meeres. Aber grundsätzlich sind die Giganten aus Eis eher labil. Zumindest für geforderte Anforderungen.
Das Eis musste also stabiler werden, viel stabiler. Pyke griff dafür auf Sägespäne zurück. Richtig, Sägespäne. Wie in Churchills Badewanne. Denn im passenden Verhältnis gemischt (am besten 86 Prozent Wasser, 14 Prozent Sägemehl), ergibt sich daraus eine Art Super-Eis. In aller Bescheidenheit erhielt der Verbundwerkstoff den Namen “Pykrete”. Nach PYKes Nachnamen und dem englischen Wort für Beton: “concRETE”.
Denn allen Eingeweihten erschien Pykrete wie der widerstandsfähige Baustoff, nur dass diese Form eben auch schwimmen konnte. Der praktische Beweis erfolgte im August 1943 bei einer Zusammenkunft Churchills mit US-Präsident Franklin D. Roosevelt in Kanada. Mountbatten ließ dazu Eisbrocken auffahren, einer aus Pykrete, einer aus reinem Wasser.
Mit seiner Waffe eröffnete der Brite vor den versammelten Politikern und Offizieren das Feuer auf die Eisblöcke. Der aus Wasser zerbröckelte erwartungsgemäß. Das Pykrete bewies sich dagegen tatsächlich als eine Art Beton. Die Kugel prallte ab – der Querschläger raste durch den Raum. Begeisterung brandete schnell auf.
Eine Gigantin der Meere
Pykes Vision eines Super-Flugzeugträgers war nun Gegenstand der Diskussion. Rund 600 Meter lang sollte er sein, gut 180 Meter breit. 200 Kampflugzeuge vom Typ “Spitfire” hätten auf ihm Platz finden können, dazu Bomber, um endlich den gefürchteten U-Booten etwas entgegensetzen zu können. Der Flugzeugträger sollte selbst zum Schutz vor Angriffen vor Abwehrgeschützen nur so strotzen.
Das Bestechende an der Idee des schwimmenden Flughafens aus Eis bestand aber darin, dass er unsinkbar gewesen wäre. Denn Pykrete geht nicht unter. Falls doch ein Treffer die bis zu zwölf Meter dicken Wände beschädigt hätte, wäre der Schaden mit etwas Wasser und Kälte schnell zu reparieren gewesen.
Quelle: www.t-online.de