26.04.2022, 23:27 Uhr
Elektroautos haben sich für Fahrten in der Stadt und kurze Pendeldistanzen etabliert. Für den Jahresurlaub im Ausland braucht es aber Langstreckentauglichkeit. Die Hersteller versprechen immer weitere Reichweiten und schnellere Ladezyklen. Die Experten des ADAC testen, welche Modelle tatsächlich überzeugen und klare Empfehlungen haben.
Weiter, immer weiter. Am 5. April hat Mercedes mit dem EQXX eine Reichweite von 1.008 Kilometern geschafft. Mit vom TÜV versiegelter Ladeklappe geht es von Sindelfingen (5 Grad, Regen) durch den Gotthart-Tunnel (Stau) über Italien (Baustellen-Alarm) bis nach Cassis an der Côte d’Azur (Sonne). Am Ende war sogar noch Saft für 140 Rest-Kilometer drin. Reichweiten-Ängste braucht da keiner mehr zu haben. Der Schlüssel zum Erfolg war allerdings nicht der 100 kWh große Akku, sondern der geringe Stromverbrauch. Bei Durchschnittstempo 87 km/h schluckte das Aerodynamik-Wunder gerade einmal 8,7 kWh pro 100 Kilometer. Zum Vergleich: Der aktuelle ADAC-Spitzenreiter Hyundai Ioniq Elektro Style genehmigt sich für 100 Kilometer 16,3 KWh.
Das Experiment zeigt, dass für weite Distanzen nicht nur der Akku selbst wichtig ist, sondern auch die Effizienz – und zwar auch beim Laden. Was nützt eine dicke Batterie, wenn sie im Nu leer ist und länger aufgeladen werden muss, als ein kleiner Akku beim sparsameren Auto? Wir zeigen, welche Reichweiten die besten Modelle im ADAC-Ökotest vorzuweisen haben. Dabei fuhren die Tester die Wagen unter identischen Bedingungen so lange, bis die Batterie leer war und die Autos stehen blieben. Außerdem werfen wir einen Blick darauf, wie sie beim Laden abschneiden. Vorab: Langstreckentauglich sind Elektroautos laut ADAC, wenn sie in 30 Minuten Energie für 200 Kilometer laden und eine tatsächliche Reichweite von mindestens 300 Kilometern bieten.
Platz 5: Tesla Model 3 Long Range AWD (429 Kilometer)
Kein Elektroauto wurde in Deutschland 2021 zugelassen als Teslas Model 3. Im ntv-Test 2019 zeigt sich die Mittelklasse-Limousine als geschmeidiger Gleiter: Landstraßentempo ist etwas mehr als drei Sekunden erreicht, beim Topspeed von 261 Sachen schwächelt der Tesla aber bei der Kühlperformance und fällt unabhängig vom Leistungsstand der Batterie bald auf 220 bis 230 Sachen zurück. Klar, die maximale Reichweite erreicht man im Turbo-Tempo ohnehin nicht, dabei kann der Tesla hier wahrscheinlich punkten: Ganze 429 Kilometer erreicht der Flitzer im ADAC-Test und auch die Ladegeschwindigkeit kann sich sehen lassen: Nach 22 Minuten an der DC-Ladesäule ist der Akku des Model 3 wieder zu 80 Prozent gefüllt. Übrigens: Noch besser als das Model 3 Schnitt beim ADAC-Reichenweitentest mit 451 Kilometern das Model X 100D ab, das aber heute nicht mehr in der Form angeboten WIRD.
Platz 4: Hyundai Kona Elektro (435 Kilometer)
Der kompakte E-SUV ist seit 2018 auf dem Markt und bekam 2021 ein Facelift an Front und Heck verpasst. Zu haben ist der Kona Elektro mit zwei Batteriegrößen (39 und 64 kWh) und in zwei Leistungsstufen (100 und 150 kW). Im ntv-Test punktete der Koreaner mit spaßigem Vortrieb und niedrigen Energiekosten. Auf der Autobahn spulte er bei Tempo 120 locker 400 Kilometer ab, auch der ADAC kam auf eine Reichweite von 435 Kilometern. Beim schnellen Laden gab es noch Luft nach oben. Maximal sollen 79 kW möglich sein, praktisch wären es in unserem Test zwischen 44 und 73 kW, sterben sich die Batterie an verschiedenen Säulen auf die Schnelle einverleiben mögen. Von leer bis vollziehen dürfte es sich auch selbst im Idealfall gut eine Stunde hin. Reichen auch beim Kona oft schon wenige Minuten am Schnelllader, um dennoch für die Kristallisationsstrecke ausreichend Vorrat nachzutanken.
Platz 2: Polestar 2 Long Range (480 Kilometer)
Platz 3 fällt aus, da sich zwei Kandidaten den zweiten Platz teilen. Los geht’s mit der Volvo-Submarke Polestar. Das 2er-Modell ist inzwischen in drei Versionen erhältlich: Der ursprüngliche Allrad-Variante mit Dual-Motor gesellt sich noch zwei weitere Modelle mit Single-Motor hinzu. Zum anderen gibt es die Standardausführung mit einer Batterieleistung von 64 kWh und einer vom Hersteller versprochenen Reichweite zwischen 415 und 444 Kilometern, zum anderen die Long-Range-Ausführung mit 78 kWh, die 510 bis 542 Kilometer schaffen soll, ohne an die Leine zu müssen . Der Polestar 2 überzeugte im NTV-Test mit seinem stimmigen Konzept: Der “bildschöne und extrem sportliche” Flitzer punktete mit hochwertigen Materialien und einer guten Verarbeitung und beim Fahren mit straffen, aber nie zu harten Fahrwerk. Beim ADAC-Reichweitentest machte die Long-Range-Variante ihren Namen alle Ehre und erreichte satte 480 Kilometer. Beim Laden mit dem DC-Gerät, das den Gleichstromwandler gleich in sich trägt, braucht es in unserem Test mit bis zu 150 kW 49 Minuten, bis die Batterie wieder bei 80 Prozent liegt.
Platz 2: Ford Mustang Mach-E Extended Range (480 Kilometer)
Das US-amerikanische Elektro-SUV setzt sich in der reichweitenstarken Extended-Range-Variante angenehm von den reinen Premium-Anbietern ab, indes es klar unter der 60.000-Euro-Grenze bleibt. Im Inneren überzeugt der Mustang trotz Coupé-Design mit luftigem Platzangebot und großem Kofferraum, das harte Fahrwerk muss man allerdings mögen. Die Normreichweite von bis zu 610 Kilometern konnte der Ford wie auch andere Kandidaten im ADAC-Reichweitentest nicht erreichen, zieht mit 480 Kilometern aber mit dem Polestar 2 gleichauf. Auch die flotte Ladeleistung von 150 kW überzeugt. Nach 42 Minuten an der Leine hatte der Mustang seinen Energiespeicher wieder zu 80 Prozent gefüllt.,
Platz 1: Mercedes-Benz EQS 450+ (575 Kilometer)
Der EQS ist das erste Elektrofahrzeug von Mercedes, das auf einer eigens dafür entwickelten Plattform basiert. Die Schwaben sprechen von nichts Geringerem als einer “neuen Ära” und wollen sich mit der Reihe unter den Oberklasse- und Luxus-Stromern ansiedeln. Den Einstieg bildet die Limousine EQS 450+. Bei ihr sitzt ein 245 kW starker E-Motor an der Hinterachse und treibt die Hinterräder an. Der Reichweiten-Sieg ist neben der schieren Batteriegröße von 107,8 kWh auch das Ergebnis einer ausgefeilten Aerodynamik sowie eines auf hohe Effizienz getrimmten Antriebs. Und wie bereits beschrieben, ist das bei Mercedes noch nicht das Ende der Fahnenstange. Aktuell hält der EQS 450+ mit satten 575 Kilometern im ADAC-Test den Rekord – da wird es selbst für manche Verbrenner eng. Auch beim Laden punkten die Schwaben: Mit Gleichstrom per CCS-Stecker dauert die Prozedur beim ADAC von zehn auf 80 Prozent der Akkukapazität nur etwas über eine halbe Stunde. Das alles lässt sich Mercedes allerdings auch üppig bezahlen: Die Modelle starten bei rund 100.000 Euro.
Quelle: NTV