Mit der Pandemie im Frühjahr 2020 begann die bislang größte Krise der Kreuzfahrt-Branche. In seinem Buch “Freitag, 13. März 2020: Der Tag, an dem die Kreuzfahrt auf Grund lief” dokumentiert Franz Neumeier die dramatischen Ereignisse der vergangenen zwei Jahre.
Es gibt Kreuzfahrt-Reedereien, welche die Pandemie nicht überlebt haben. Betroffen ist unter anderem die zweitgrößte, britische Kreuzfahrtmarke, CMV sowie eine spanische Beteiligung der Royal Caribbean Group, Pullmantur Cruises. Freiwillig gibt unter anderem die deutsche FTI Group ihre Kreuzfahrtsparte auf.
Zusammengenommen haben die Reedereien, die bis Mitte Februar 2022 in Insolvenz gehen oder freiwillig aufgeben, 18 Kreuzfahrtschiffe. Mit MV Werften geht aber auch ein Werften-Unternehmen in die Insolvenz. Allerdings steckte MV Werften auch schon vor der Pandemie in erheblichen Schwierigkeiten.
Pullmantur Cruises beantragt im Juni 2020 ein Gläubigerschutzverfahren in Spanien. Die Royal Caribbean Group ist Eigentümer der drei Schiffe und hält einen Anteil von 49 Prozent an der brasilianischen Reederei. 51 Prozent gehören der Springwater Capital Group. Zunächst gibt es noch Hoffnungen für eine Reorganisation und Rettung des Unternehmens. Doch zwei der drei Schiffe, die “Sovereign” und die “Monarch”, werden verschrottet. Die „Horizont“ liegt vor Eleusis nahe Piräus in Griechenland auf.
Die Muttergesellschaft von Cruise & Maritime Voyages (CMV) und deren deutscher Vertriebsmarke Transocean, South Quay Travel & Leisure Ltd., meldet im Juli 2020 Insolvenz an. CMV ist zu diesem Zeitpunkt die zweitgrößte Kreuzfahrtmarke Großbritanniens. Die vier Schiffe “Astor”, “Columbus”, “Magellan” und “Marco Polo” werden zur Verschrottung verkauft. Die “Astoria” lag zuletzt in Rotterdam auf. Die „Vasco da Gama“ dagegen geht an Mystic Cruises, wo sie für deren deutsche Kreuzfahrtmarke Nicko Cruises fährt.
Zusammenbruch der Genting-Gruppe
Im Oktober 2020 wird die “Karnika” (ex “Crown Princess”, ex “Aida blu”) als einziges Schiff der indischen Jalesh Cruises an die Kette gelegt und im Dezember 2020 von den Gläubigern zur Verschrottung verkauft. Die neu gegründete Jalesh Cruises hatte erst am 17. April 2019 ihren Betrieb aufgenommen.
Die Ultraluxus-Reederei Crystal Cruises trifft es Anfang 2022: Als am 16. Januar 2022 das deutsche Unternehmen MV Werften Insolvenz anmeldet, folgt kurz darauf auch die gemeinsame Muttergesellschaft Genting Hong Kong. Crystal Cruises stellt kurz darauf den Betrieb ein und die Gläubigerbanken beginnen mit der Liquidation des Unternehmens. Liquidiert werden sollen auch die beiden asiatischen Marken von Genting Hong Kong, Dream Cruises und Star Cruises.
Drei Kreuzfahrt-Anbieter geben freiwillig auf: Anfang Juli 2020 schließt die finnische Eckero Group, ihre Kreuzfahrtsparte mit der Marke Birka Cruises aufzugeben. Das einzige Schiff der Flotte, die „Birka Stockholm“, steht zum Verkauf und lag zuletzt in Mariehamn in Finnland auf.
Die deutsche FTI Group schließt ihre Kreuzfahrtsparte FTI Cruises im Juli 2020. Das einzige Schiff, die “Berlin”, wird an Dreamliner Cruises verkauft und soll dort zu einer Luxusyacht namens “Dream Goddess” umgebaut werden. In den USA wird Blount Small Ship Adventures im August 2020 das Handtuch und seine drei kleinen Schiffe „Grande Mariner“, „Grande Caribe“ und „Niagara Prince“ verkaufen.
Ein wenig zeitversetzt, aber besonders härter trifft die Pandemie auch die auf Kreuzfahrtschiffe spezialisierten Werften-Unternehmen, insbesondere die Meyer-Werften im deutschen Papenburg und im finnischen Turku, Chantiers de l’Atlantique im französischen Saint-Nazaire, die italienischen Fincantieri-Werften sowie die deutschen MV Werften in Stralsund, Wismar und Rostock. Letzte meldet im Januar 2022 Insolvenz an.
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Hatten die Kreuzfahrtschiff-Werften vor der Pandemie über Jahre im Voraus volle Auftragsbücher, zögernde Reedereien nun die Abnahme bereits bestellter Schiffe so weit hinaus wie nur möglich, üben Optionen für weitere Schiffe vorerst nicht aus und geben keine neuen Schiffe in Auftrag. Die Werften müssen ihr Personal reduzieren und suchen sich zumindest vorübergehend neue Geschäftsfelder.
Immerhin kann die Meyer Werft Papenburg Ende März 2021, ein Jahr nach dem Shutdown in der Kreuzfahrt-Branche, zumindest wieder einen kleinen Neubauauftrag verzeichnen: Die „Asuka II“ für die japanische Reederei NYK. Ein zweiter Auftrag folgt mit dem Residenzschiff “Njord” Anfang August 2021.
Auszug aus dem Buch: “Freitag, 13. März 2020: Der Tag, an dem die Kreuzfahrt auf Grund lief” von Franz Neumeier. 200 Seiten, Preis: als Taschenbuch 14,80 Euroals eBook 7,80 Euro bei Amazon.de.

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Quelle: Stern